Hunde im Büro

Ich habe jahrelang meinen Hund mit ins Büro genommen als ich noch als Cutterin in München gearbeitet habe. Erst Linus, meinem Hovawart-Mischling und später, als Linus nicht mehr da war, Kisha.

Für mich hatte es sehr viel positives aber auch ein paar anstrengende Seiten. Positiv war definitiv das ich nicht einfach durcharbeiten konnte sondern zur Mittagspause gezwungen wurde – Linus und Kisha mussten ja raus und dadurch hatte ich Bewegung und bin raus an die frische Luft gekommen. An den Tagen an denen ich ohne Hund im Büro war habe ich in der Regel durchgearbeitet.

Die meisten meiner Kollegen fanden sowohl Linus als auch später Kisha toll. Die Begrüßung in der Früh sah meistens so aus:

Kollegin zu Linus/Kisha in flötendem, Ton: „Guuuten Morgeeeen, Linuuus/Kiiiishhaaaaa, gehts dir gut, magst ein Gutti? Soll ich dir dein Ball werfen? Ja wooo ist denn dein Balli? Hat dein böses Frauchen dir das noch nicht gegeben?“

Dann wurde erst einmal ausgiebig gestreichelt. Wenn meine Hunde gründlich durchgekuschelt und begrüßt waren kam ein kurzer Blick zu mir: „Morgen.“

Es kamen auch Kollegen zu mir, bzw. zu meinem Hund um Stress abzubauen. Es wurde dann gestreichelt, gekuschelt oder auch Ball geworfen (in Kishas Fall) und nach 10 Minuten gingen die Kollegen entstresster und besser gelaunt wieder an ihren Platz. Meine Hunde haben zugehört, Trost gespendet und haben einfach durch ihre Anwesenheit viel Gutes getan.

Und auch mir tat es natürlich gut meine Partner auf vier Pfoten dabei zu haben. Nichts entspannt mehr als zwischendurch meinen Hund zu streicheln. Oder auch nur beim schlafen zuzuschauen, das Gefühl zu haben da ist jemand. Es gibt einfach ein gutes Arbeitsklima und ich hätte das nicht missen wollen.

Aber es gab eben auch die nicht so schönen Seiten:
Linus, der irgendwann anfing sobald es dunkel wurde das Büro zu bewachen und weder den Putzdienst noch den Wachdienst dann reingelassen hat.
Der in seinem langen Fell im Winter den ganzen Dreck mit reingebracht hat bis wir das über ein Handtuch im Auto und einen eigenen Staubsauger im Büro in den Griff bekommen haben.
Als Linus alt wurde hat er angefangen sehr nach Hund zu riechen. Da half keine Ernährungsumstellung und auch kein Baden. Ich musste mir dafür immer mal wieder was von genervten Kollegen anhören, natürlich ist das nicht angenehm länger in einem Raum mit einem müffelnden und noch etwas später durch empfindlicher gewordener Verdauung auch furzenden Hund zu sein. Zum Glück hatte ich in der Regel mein Büro für mich, ansonsten hätte ich ihn mit Sicherheit irgendwann nicht mehr mitnehmen dürfen. Alter Hunde riechen einfach nicht so gut.
Und je älter er wurde desto weniger wollte er mit. Das konnte ich ihm zum Schluß zum Glück dank eines Hundesitters auch ermöglichen, aber auch das fand er doof je älter er wurde, da wollte er einfach nur noch mit mir daheim sein.

Kisha, die Männer gerade am Anfang nicht toll fand und diese dann gern verbellt hat. Und zu Beginn nicht alleine im Büro bleiben konnte wenn ich mal eben auf die Toilette gehen wollte und dann gekläfft und gejault hat. Da habe ich auch immer geschaut wer zur Tür reinkommt um sie „in Schach“ zu halten sollte es jemand sein der sie zu lange anschaut oder den sie sonst wie unheimlich findet. Und glaubt mir, konzentriertes Arbeiten ist da dann schon schwer wenn man immer in Alarmbereitschaft ist.
Sie haart außerdem sehr stark, da war dann wieder der eigene Staubsauger angesagt und zwar jeden Abend.
Und natürlich gibt es immer den ein- oder anderen Kollegen der Hunde einfach nicht mag oder nichts damit anzufangen weiß. Auch damit muss man klarkommen und (auch wenn es uns Hunde-Menschen manchmal schwer fällt) es akzeptieren das nicht jeder unsere felligen Familienmitglieder unglaublich toll findet.

Befürworte ich also Hunde im Büro? Ganz klar ja! Es ist gut für das Arbeitsklima und für die eigene Gesundheit. Allerdings sollten einige Punkte eingehalten werden damit es zu keinen Reibereien kommt:

  • Holt euch die offizielle Erlaubnis eures Chefs ein! Habt ihr von dem Rückendeckung ist das auch später Gold wert (das weiß ich aus eigener Erfahrung) und ohne die Erlaubnis dürft ihr auf Dauer keinen Hund mitbringen.
  • Alle Kollegen die im selben Büro sitzen sollten einverstanden sein das ein Hund mit ins Büro kommt. Sollte jemand z.B. Angst vor Hunden oder Allergien haben muss man das akzeptieren und nicht mit einem „der stellt sich doch nur an, mein Hund ist total ungefährlich und nett“ oder „Allergien sind doch nur psychisch und meiner haart kaum“ abtun. Es geht hier um ein miteinander und jeder hat das Recht entspannt zum arbeiten zu gehen und wenn jemand Angst vor Hunden hat ist das so.
  • Sollte der eigene Hund im Büro Dreck machen ist man selbst dafür zuständig sauber zu machen.
  • Ein Bürohund sollte nicht alle Mülleimer ausräumen oder das Mittagessen der Kollegen klauen – passiert das doch entschuldigt man sich als Halter und passt auf, dass das nicht noch einmal passiert. Kisha hat das am Anfang auch ganz gerne gemacht, ich habe sie dann so gesichert das sie nicht mehr die Möglichkeit hatte und habe die Kollegen (die zum Glück sehr aufgeschlossen waren) sensibilisiert das sie Kisha nicht bei mir raus lassen so lange noch leckere Sachen auf dem Schreibtisch lagen 
  • Reagiert euer Hund mit Bellen oder Knurren auf Kollegen gilt: Managen, trainieren und so sichern das sich niemand bedroht fühlt. Redet mit euren Kollegen, erklärt das ihr im Training seid und passt auf das nichts passiert. Auch hier kann es (zu Recht) passieren das euch die Erlaubnis zum mitbringen des Hundes entzogen wird. Geht bitte mit der Problematik offen um und redet mit den Kollegen und dem Chef.
    Ich habe es so gemacht das zu Beginn jeder kurz geklopft oder Bescheid gesagt hat damit Kisha sich nicht erschreckt. Nach kurzer Zeit hatten wir es so gut im Griff das Kisha jeden reingelassen hat, nur mit einem einzigen Kollegen musste ich immer auf sie schauen das sie nicht bellt. Aber auch das hat funktioniert. Ein Schild an der Tür kann hier auch eine große Hilfe sein und ein gewaltfrei arbeitender Trainier hilft euch hier auch weiter.
  • Kommunikation mit den Kollegen offen halten ist das a und o! Wenn jemand Probleme mit eurem Hund hat sollte derjenige das auch euch gegenüber äußern dürfen ohne mit einem blöden Spruch rechnen zu müssen. Wenn ihr euch das anhört und Lösungen vorschlagen könnt, wie ein besseres Miteinander funktionieren kann, fühlen sich alle gut aufgehoben.

Mehr Tipps erfahrt ihr unter Karrierefaktor.de

Habt ihr selbst Erfahrung mit Hunden im Büro? Dann her mit euren Berichten!

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